Hast du das Genre deines Romans bestimmt, kannst du tiefer in die Geschichte abtauchen. Wir kümmern uns nun darum, was die Leseerwartungen sind und wie du sie befriedigen kannst. Wie kannst du vermeiden, dass deine Geschichte zu einer großen Enttäuschung wird?
Die Erkenntnisse des folgenden Artikels basieren allesamt auf dem geistigen Eigentum des Story Grid von Shawn Coyne.
Genrekonventionen
Die Erwartungen des Lesers richten sich an den Genrekonventionen aus: Was ist ein Leser von einem bestimmten Genre zu lesen gewohnt und was erwartet er dementsprechend auch von deinem Roman?
Um Genrekonventionen herauszufinden, kannst du über Bücher deines Genres nachdenken und Ideen sammeln. Worin gleichen sie sich? Worin sind sie gar identisch? Gibt es wiederkehrende Aspekte (Figurenkonstellationen, Setting, Szenen, Wendepunkte), die für das Genre fundamental sind?
Überprüfe für dich, inwiefern diese Aspekte notwendig für das Genre sind. Was bezwecken sie? Und finden sie sich auch in deinem Roman?
(Kleiner Tipp: Auf www.storygrid.com (englisch) findest du für alle Genres weiterführende Informationen, zu denen auch die Genrekonventionen gehören. Ebenso kannst du dort die sogenannten „Obligatorischen Momente“ nachschlagen. Welche Szenen gehören laut Story Grid unbedingt in ein Buch eines bestimmten Genres?)
Der Rahmen deiner Geschichte
Du hast dein Genre bestimmt und dich damit auseinandergesetzt, ob dein Roman in die Konventionen dieses Genres passt. Wir haben damit die absolute Basis für deine Geschichte geschaffen.
Schauen wir uns nun den Rahmen deiner Geschichte an. Was sind die Kernaspekte, die den weiteren Inhalt des Romans bestimmen?
Es gibt insgesamt vier Aspekte, die diesen Rahmen abstecken.
Das Kernbedürfnis
Das Bedürfnis bzw. englisch „Need“ haben viele von den Fortgeschrittenen unter euch vielleicht schon gehört. Es ist ein wesentlicher Aspekt der Charakterentwicklung und beschreibt das unbewusste innere Streben des Protagonisten. Im Gegensatz zum „Want“, also dem Ziel des Protagonisten, befindet es sich auf der psychologischen Ebene der Hauptfigur.
Das Ziel des Protagonisten steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Romanziel. Es ist offensichtlich und dem Leser voll bewusst. Auf dieses Romanziel richtet sich die ganze Romanhandlung und die Haupthandlung der Geschichte.
Anders ist es mit dem Bedürfnis des Protagonisten. Das Bedürfnis ist unterschwellig und wird im Regelfall nicht so deutlich kommuniziert. Oft steht es dem Ziel des Protagonisten im Weg, in jedem Fall ist es die treibende Kraft hinter der Charakterentwicklung.
Der Kernwert
Um Spannung und abwechslungsreiche Erzählung zu garantieren, ist es sinnvoll, die einzelnen Szenen auf eine positive und negative Entwicklung zu kontrollieren. Beginnt die Szene positiv, sollte sie negativ enden, beginnt sie negativ, endet sie positiv.
Aber was genau bedeutet „positiv“ und „negativ“?
Das hängt vom Genre ab. Das Genre diktiert dir, welche beiden Werte auf der äußersten positiven Seite und auf der äußersten negativen Seite stehen. Dadurch ist es einfacher zu entscheiden, ob die Szene für deinen Protagonisten in seinem Sinne positiv oder negativ endet. Positiv und negativ werden dadurch zu spezifischen Werten, eine Einordnung deutlich leichter (und weniger subjektiv).
Die Kernemotion
Mit unseren Geschichten wollen wir andere Menschen erreichen. Wir wollen sie bewegen, emotional treffen, mitreißen. Wie das geschieht, hängt vom Genre unserer Geschichte ab: Eine Liebesgeschichte will nicht die gleichen Emotionen im Leser auslösen wie ein Actionroman.
Das Genre entscheidet also darüber, welche Emotion bei unseren Lesern vorherrschen soll. Das Gefühl von Gerechtigkeit? Triumph? Zuneigung?
Das Kernereignis
Das Kerngeschehen einer Geschichte ist der Höhepunkt der Geschichte. Dieser Moment wird auch der zweite Wendepunkt genannt und kommt kurz vor dem Ende. Und auch hier, du errätst es bereits, spielt das Genre die entscheidende Rolle: Das Genre bestimmt, worum es in diesem Kernereignis gehen soll. Welches Ereignis leitet die entscheidende Wende ein und bereitet den Weg für das Ende deines Romans?
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